27.10.16

Beyträge zur Geschichte der Erfindungen. 2. Färberröthe.

Beyträge zur Geschichte der Erfindungen.
Von Johann Beckmann, Hofrath u. ordentl. Profess. der Oekonomie in Göttingen.
Vieter Band.
Leipzig,
im Werlage Paul Gotthelf Kummer.
1799.

(Vieter Bandes erstes Stück, 1795.)

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(1) Eine vollständige Abbildung findet man in Kerners Abbildungen der ökonomischen Pflanzen T. 236. Die wilde, welche in allen Theilen kleiner ist, hat Arduino abgebildet in Memorie di osservazioni sopra la coltura, di varie piante. In Padova. 1766. 4* tab. 9. p.53.

(2) Lib. 3. cap. 160. p. 238. und pag. 460.

(3) Eben so gut haben einige sie auch Sandyx nennen können, und ich glaube immer noch, daß unter diesem Namen wenigstens beym Virgil. eclog. IV, 45: Sponte sua sandyx pascentes vestiet agnos, unsere Färberröthe zu verstehn ist. Da sollen nämlich die Schafe färbichte Wolle tragen, weil sie die dort wild wachsenden Färbepflanzen fressen, diese Wolle soll gleich ohne künstliche Färberey verarbeitet werden. So verarbeitet man die braune Wolle unserer so genanten Heidschnucken in ihrer natürlichen Farbe; und so machten es auch schon die Alten. Das waren die panni nativi coloris, wie sie Plinius XXXVI, 7. nennet, und von einem solchen Kleide sind die Worte des Martials XIV, 133. zu verstehn:
Non est lana mihi mendax, nec mutor acno,
- - - me mea tinxit ovis.
Man sieht also wohl, wie der Dichter auf diesen Einfall hat gerathen können. Lutum muß in der Stelle des Virgils durch Wau, nicht durch Weid übersetzt werden. Denn Wau, reseda luteola, färbt gelb, aber Weid, isatis, blau. Inzwischen scheint doch bey Caesar de bello gal. V, 14. lutum Weid zu seyn: Omnes se Britanni luteo inficiunt, quod et caeruleum efficit colorem. Also scheinen beyde Pflanzen schon in den lateinischen Namen, so wie in den teutschen, der Verwechselung ausgesetzt gewesen zu seyn; wenn nicht anders Davisius Recht hat, der vitro stat luteo lesen will. Daß sandyx bey Virgil eine Pflanze bedeutet, bleibt mir doch immer wahr: scheinlicher, als daß es das Mineralseyn solte. Die Rede ist von Pflanzen, welche die Schafe auf der Weide fressen (pascentes), und beyde genante Farbepflanzen, Wau und Weid, wachsen in Italien wild. Das Urtheil des Plinius, der die Stelle eben so verstand, ist doch auch nicht ganz zu verachten; und so ganz ohne Grund ist doch die Dichtung auch nicht, daß das Futter die Wolle färbe; zumal da würklich nicht nur die Wurzel, sondern auch das Laub der Färberröthe die festen Theile des thierischen Körpers färbt. Man vergleiche was schon Th. 3. S. 37. von mir angemerkt ist. Inzwischen will ich gern zugeben, daß unser einer leicht in den Fehlerfält, mehr in die Stellen der Alten hin ein zu tragen, als andere darin finden, und als vielleicht darin seyn mag.

(4) Man sehe das Verzeichniß in meinen Grundsätzen der Landwirthschaft §. 310. 3.

(5) Hist. plantar. IX, 24. p. 111.

(6) Stapel will [-] lesen, weil Plinius XIX, 3. similitudine erviliae sagt. Wie Plinius diese Vergleichung gemeint hat, glau: be ich zu verstehn; nämlich er hat dabey an den Stengel der Pflanze gedacht, der bey der Färberröthe meist so gebildet ist, wie bey manchen Linsen-Arten, auch sich so nieder legt, und ganz wohl setzt er hinzu, daß aber der Stengel der rubiae gegliedert und stern förmig mit fünf Blättern besetzt sey, welches bey den Linsen nicht so ist. Die Wörter sind nur nicht richtig abgetheilt; man ordne sie so: Sponte provenit seriturque. Similitudine erviliae, verum spinosus ei caulis,
- Wird also jemand in die Stelle des Theophrast [-] so hineinbringen können, daß eben dieser Sinn erhalten wird, so wird auch sie verständlich erscheinen, aber das wird wegen des Wortes [-] schwerer seyn.

(7) Lib. XXIV, 9. p. 341.

(8) Salmasius ad Capitolini Macrinum p. 169, 17o0 ad Solinum p. 810. b. Ungegründet ist die Vermuthung des Martini in Lexicon philologicum, daß granza der Spanier von grano, cocco, abstamme.

(9) Die erste Nachricht des Belchier findet sich in Philosophical transact, vol. 39. n. 442. p. 287. u. 443. p. 299. und französisch übersetzt in Transactions traduites par M. de Bremon année 1736. p. 155. und 169. Zu den vor nehmsten Versuchen gehören die, welche der Italiener Matth. Bazanus, und H. Joh. Benj. Böhmer angestellet haben. Jener hat die seinigen in Comment. Bononiens II, 1, p. 129. und 2. p. 124, letzterer in der Dissertation: Radicis rubiae tinctorum effectus in corpore animali. Lips. 1751.* beschrieben. Die übrigen hieher gehörigen Schriften und Bemerkungen findet man angezeigt in Hallers Elementa physiologiae. V, p. 327.

(10) Daß sich die Milch von der Rubia färbe, leugnen viele, die Haller Physiol. VIII. p. 328. nennet. Young de lacte leugnet es nur bey fleischfressenden Thieren. Als ich mit der Röthe Farbeversuche anstellete, ließ ich einer Kuh einige Tage das Kraut geben, und da ward die Milch röthlich, und bekam Aederchen, die noch dunkler als die übrigen Theile der Milch waren. Auch Stief, den ich nachher anführen werde, sagt S. II: Inde (von Röthestroh) vaccarum lacti aliquid rubicundi coloris communicatur, quae mutatio ex opposito lacte e mammis vaccae alio pabulo enutritae, magis apparet. Incolae fere omnes Wratislavienses eodem rubescente lacte vtuntur, et nulla incommoda sentiunt. Der bekante Landwirth Gugenmus gab das Krapkraut zu Heugemacht den Kühen, die es gern fraßen. Die Milch ward etwas röthlich, und Butter und Käse erhielten da durch im Winter eine angenehme Farbe. S. Bemerkungen der Pfälzischen ökonom. Gesellschaft. 1771. S. 253. Vielleicht zeigt sich die Würkung nicht, wenn das Vieh zugleich anderes Futter erhalten kan; oder solte wohl der Zustand der Gesundheit einen Unterschied machen? So viel ist gewiß, daß das Schwalbenkraut, Chelidonium, den schwächlichen Kühen die Milch blutig macht, welches hingegen bey sehr starken Kühen gar nicht oder nicht bald erfolgt. Ruellius de natura stirpium. Basileae 1543. fol. * p. 572. sagt von der rubia: Folia capillum tingunt. Hat er sagen wollen, daß die Hare nach dem Genusse des Laubes roth würden, so hat er geirret, denn Böhmer S. 17. sagt: Constanti et perpetua observatione cognovimus, quadrupedum pilos et setas nunquam a rubiae radicis adsumtae colore infectas fuisse. Inzwischen könte doch sein Irthum die Vermuthung veranlassen, daß schon er von der Eigenschaft durch den Genuß zu färben, etwas gewußt habe. Die erste Ausgabe seines Buchs soll von 1536. seyn.

(11) Dissert. de vita nuptiisque plantarum. Lipsiae 1741. * p. II.

(12) Dioscor. III, 160. p. 238. Radix crassam et copiosam vrinam pellt, ac interdum etiam sanguinen. Bibentes quotidie lavari oportet et excrementorum quae redduntur differentiam contemplari. Galen. lib. 6. simpl. Man sieht wohl, daß der rothe Harn für Blut anges sehn ist.

(13) De subtilitate lib. 18. p. 669. Basileae 1664. 4.

(14) Von kalten, warmen und metallischen Wassern. IV, 6. S. 78. Strasburg 1612. fol.

(15) Magia natural. VIII, 13. p. 355. Francof. 1591. 8*.

(16) Herbarium novum p. 400. Venet. 1617. fol.

(17) Ich weis nicht, daß jemand schon menschliche von der Röthe gefärbte Knochen gesehn hat, ungeachtet der Vorschlag, die Wurzeln wider Rhachitis zu gebrauchen, dazu hätte Veranlassung geben können. S. G. L. Hansen difs. de rhachitide. Gottingae 1762.* p. 36. So gar Hr. Profess. Arnemann, welcher selbst eine zahlreiche, höchst merkwürdige Knochensamlung besitzt, und viele dergleichen sorgfältig auf seinen Reisen betrachtet hat, versichert auf meine Anfrage, keine Knochen gesehn zu haben, die im menschlichen Körper von der Röthe gefärbt gewesen wären. Aber es ist wahrscheinlich, sagt er, daß die Farbe der Knochen von der anziehenden Kraft der Kalkerde gegen den Färbestof herrührt, und daher sind bey menschlichen und den warm blütigen Knochen die Würkungen wahrscheinlich völlig einerley.

(18) Stirp. hist. pempt. 3 lib. I. c. 28. p. 353.

(19) Colleg. pharmaceut. in Schröder. p. 645. Opp. I. Francof. 1696. fol.

(20) Mem. de l'acad. des scienc. 1701 p. 273.

(21) Botanolog. lib. I. cap. 461. p. 664. Lond. 1710. fol.

(22) Bayle diction. III. p. 72. Mehr Ausgaben sind angeführt in Hallers Bibl. botan. I. p. 335. und bibl pract. II. p. 136. In meiner Ausgabe: Coloniae Agrip. 1581. 8. steht die Stelle lib. 4. p. 423: Erythrodanum seu rubea offa pecudum sandicino rubentique colore imbuit, si quando herbam virentem depastae sunt, intacta etiam radice, quae rutila existit; quod etiam in elixis decoctisque eius pecoris carnibus perspici potest, et in ovis, quae rubicundo colore radicis huius decocto fucantur. Daß auch das grüne Laub bereits die rothe Farbe enthält und würklich färben kan, habe ich in meiner Abhandlung: Experimenta emendandi rubiae vsum tinctorium p. 65. bewiesen. Sie steht in Commentar. societ. Gotting vol, VIII.

(23) Centuriae IX. memorabilium, utilium ac incundorum centur. VII. p. 160: Erythrodanum, vulgo rubia tinctorum dictum, ossa pecudum rubenti et sandycino colore imbuit, fi dies aliquot illud depastae fint oves, etiam intacta radice, quae rutila existit. Res ea fimiliter perspici potest in carnibus huius pecoris elixis et affatis. Nam rubicundae apparent, ficuti etiam ova in decocto eius radicis elixata. Man sehe Halleri biblioth. botan. I. p. 327. Bibl. pract. II. p. 92.
Diese Pflanze, deren Wurzel entweder getrocknet und zermalmet, oder, nach den neuen Vorschlägen, auch frisch zur rothen Färberey gebraucht werden, hat schwache, viereckichte, gegliederte Stengel; sie erhebt sich, wenn man ihr eine Stüße giebt, wohl acht Fuß hoch, da sie sonst sich an die Erde legt. Um jedem Gelenke stehn fünf oder sechs lanzenförmige Blätter, die ungefähr drey Zoll lang, in der Mitte fast einen Zoll breit, und an beyden Enden zugespizt sind. Die obere Seite der Blätter ist glat, aber die Mittelribbe der untern ist mit kleinen rauhen Stacheln besetzt, dergleichen auch an den Stengeln befindlich sind. Eben deswegen henket sich das Laub, was jährlich abstirbt, leicht an andere Körper, fast wie das Klebkraut. Aus den Gelenken kommen die Zweige hervor, welche im Junius kleine Blumen tragen, die in vier gelbe Blätter zertheilt sind. Die Frucht ist eine Beere, welche gegen die Zeit der Reife, die aber bey uns selten erfolgt, bräunlicht und endlich schwarz wird, und ein rundes Samenkorn enthält. Die daurenden Wurzeln wachsen zuweilen zur Dicke eines Fingers, gehn tief in die Erde, sind mit vielen kleinen Wurzelfasern besetzt, haben ein gelbröthliches Mark, und sind mit einer schwarzen Haut um geben (1). Diese Pflanze wächst so wohl in der Levante, als auch in Italien, in den süd lichen Theilen von Frankreich und Schweiß wild; die zahme Abart wird bekantlich in vie len Gegenden von Europa mit großem Vor theile gebauet.

Wenn man mit dieser abgekürzten Beschreibung vergleicht, was Dioscorides (2) von derjenigen Pflanze sagt, die er [-] vor oder [-] nennet, so überzeugt man sich leicht, daß er eben diese Färberröthe gemeint hat. Die viereckigten langen Stengel mit vielen Häkchen vergleicht auch er mit dem Klebkraut. Die Blätter sitzen, sagt er, stern förmig um den Gelenken. Die Frucht sey erst grün, dann roth, zuletztschwarz. Die dünnen langen Wurzeln sind, sagt er, roth, und dienen zur Färberey, deswegen die zahme Art (denn auch er kante die wilde) in Galiláa, um Ravenna in Italien, auch in Carien zwischen Oehlbäumen oder auch auf eigenen Aeckern, mit großem Vortheile gebauet ward. In einigen Handschriften findet man auch dabey angemerkt, daß die Pflanze bey den Römern [-] hieße, welches, wie schon Marcellus Virgil. erinnert hat, rubia sativa heissen soll; ferner daß sie in Hetrurien auch die kleine Klerre hieße, lappa minor, ohne Zweifel deswegen, weil sie sich, wie diese, an andere Körper anhenket; so wie sie der Farbe wegen auch zuweilen Zinnober, cinnabaris, genant ist (3).

Nur einen Zweifel finde ich wider diese be hauptete Identität. Nämlich unter den Pflanzen, die wegen der Stellung der Blätter, gestirnte, stellatae, genant werden, welche alle so viele Aehnlichkeit unter einander haben, daß man sie zu einerley natürlichen Ordnung rech nen muß, sind mehr Arten, deren Wurzeln ebenfals roth färben, und deswegen auch wohl, jedoch sehr uneigentlich, wilde Färberröthe genant werden (4). Warum soll denn die Pflanze des Dioscorides eben unsere Röthe, und nicht eine von den andern seyn? Ich denke deswegen, weil die Alten, die alle diese in ihren Ländern wild wachsenden Pflanzen gekant haben, eben so klug gewesen seyn werden, als, wir sind, nur diejenige Art zu bauen, welche zur Färbung die ergiebigste oder vortheilhaftes sie ist, nämlich unsere Rubia tinctorum.

In dieser Meynung wird man bestärkt, wenn man das, was andere alte Schriftsteller von jener Pflanze gemeldet haben, vergleicht. Theophrast (5) kömt fast in allen Stücken mit dem Dioscorides überein, und setzt noch hinzu, daß sie nicht aufrecht wächst, sondern sich gern legt. Unmöglich kan daher die Ver gleichung mit den Epheu Blättern richtig seyn; aber ich will es den Critikern überlassen, das Wort [-] wegzuschaffen; hinweg muß es(6). Plinius sagt ausdrücklich, daß erythrodanum oder ereuthodanum in seiner Muttersprache rubia heiße, und daß die rothen Wurzeln gebraucht würden, um Wolle und Leder roth zu färben (7).

Im mitlern Zeitalter hieß die Pflanze va rantia, welches Wort aus Verantia entstanden seyn soll. Letzteres hieß so viel als die wahre, ächte Färbe, so wie aurantia die goldgelbe be deutete. Die Feuerröthe hieß schon bey den Griechen [-]. Myrepsus sagt, daß rubia [-], d. i. sie färbe roth (8). Aus diesem Worte haben die Frans zosen garance gemacht, und vielleicht ist daraus zuletzt das Holländische und Teutsche Grap, Krap geworden.

Bis zum Jahre 1736 bekümmerten sich um diese Pflanze, außer den Färbern, Land wirthen und Kaufleuten, die den Krap von eßtern erhandelten, um ihn erstern wieder mit Vortheil zu verkaufen, nur die Kräuterkenner und einige Aerzte, die, nach der Verscherung der Alten, der Färberröthe vorzüg iche Kräfte zu traueten, welche jedoch andere leugneten oder bezweifelten. Aber in dem genanten Jahre ward eine Eigenschaft der Röthe, und zwar, wie gewöhnlich, durch einen Zufall bekant, der ihr eine neue Aufmerksamkeit zuzog, Nämlich damals speisete Joh. Belchier, ein Englischer Wundarzt, bey einem Kattundrucker, und bemerkte, daß die Knochen in dem aufgesetzten Schweinefleisch roth waren. Als er darüber seine Verwunde rung bezeigte, versicherte der Wirth, daß die se Röthe von dem Futter der Schweine entstehe, nämlich von dem Kleien-Wasser, worin die gedruckten Kattune abgesotten würden, als welches von dem gebrauchten Kraproth würde, und diese Farbe den Knochen der Schweine, welche damit gefüttert würden, verursache. Belchier, dem diese Würkung neu war, überzeugte sich durch Versuche, daß diese Färbe würklich vom Krap, nicht etwa von andern Zuthaten, deren sich die Kattundrucker bedienen, entstehe, und darauf gab er davon der Londonschen Geselschaft der Wissenschaften einen Bericht, den diese in ihre Schriften ein rücken ließ (9).

So ward denn die Sache bald allen Naturforschern bekant, unter denen viele neue genaue Versuche anstelleten, deren Resultate manche nüßliche Wahrheiten für die Physiologie geliefert haben. Außer dem Krap haben auch die Wurzeln des Labkrauts, Galium, und anderer Pflanzen, welche der Färberröthe am nächsten verwandt sind, eben diese Würkung; nicht aber Saflor, nicht Weid, nicht viele andere versuchte Pigmente. Die Färbung erfolgt bey jungen Thieren am geschwindesten, und ist bey den härtesten und dichtesten Knochen am stärksten. Hingegen äußert sie sich nicht in den weichen Theilen, auch nur wenig in der Milch, überhaupt nicht in thierischen Säften (10).

Da die Englischen Kattundrucker diese Würkung der Röthe gekant haben, ehe sie den Naturforschern bekant geworden ist, so ist es gar nicht unwahrscheinlich, daß sie auch in andern Gegenden, wo diese Pflanze seit langer Zeit in Menge gebauet und verbraucht wird, längst einigen bekant gewesen sey. So muß man, nach dem, was J. E. Stief erzählet hat, glauben, daß die Landleute in der Nachbarschaft von Breslau, seiner Vaterstadt, welche ihre Kühe mit Röthestroh füttern, die Färbung der Knochen längst gekant haben (11).

Da ferner in den Schriften der Alten zwischen offenbar falschen Behauptungen manche wahre versteckt sind, die noch nicht durch neue Versuche bewährt, und deswegen noch nicht als wahre anerkant sind, und da man diese Schriften zu früh bey Seite gelegt hat, ehr ihr ganzer Inhalt würklich untersucht worden, so kan es ganz wohl seyn, daß auch darin schon die Knochenfärbung angezeigt worden. Das ist denn auch würklich der Fall.

Die Färbung des Harns und Auswurfs nach dem Genusse der Wurzeln, haben schon die alten Aerzte, welche sie den Kranken oft gaben, bemerkt, wie man aus den Schriften des Galens und Dioscorides weis (12). Daraus ist denn diese Beobachtung auch von vielen Schriftstellern wiederholet worden, z. B. von Hieron. Cardanus (13), Leonh. Thurneisser (14), Porta (15), Castor Durantes (16) und andern. Hätten die alten Aerzte, welche diese Wurzel oft verordneten und dabey auf die Farbe des Auswurfs achteten, die Gewohnheit gehabt, die Leichen ihrer verunglückten Kranken zu öfnen, so würden sie vielleicht das schon an menschlichen Knochen bemerkt haben, was man lange nachher, als die Wurzeln nicht mehr zu Arzneyen gebraucht wurden, an den Knochen anderer Thiere beobachtet hat, und wenn ich nicht irre, auch noch nicht einmal an menschlichen Knochen gesehn hat (17).

Herr J. B. Böhmer, der nach dem Al ter dieser Beobachtung geforscht hat, hat sie weder bey Rombert. Dodonáus (18), Mich. Ettmüller (19), Morin (20), Will, Salmon (21), noch andern, welche doch vom gefärbten Harn reden, gefunden. Er meint, der älteste Schriftsteller, der der gefärbten Knochen erwähnt hat, sey Mizaldus. Aber dieser hat alles was er meldet, aus des Lev. Lemnius Buche: de miraculis occultis naturae genommen, und dieser ist denn noch zur Zeit der älteste Schriftsteller, den ich als einen Kenner dieser Sache anführen kan.

Er war Arzt in Zeland, wo die Röthe seit undenküchen Zeiten gebauet wird, und wo er also zu einer solchen Bemerkung Gelegenheit hatte. Er sagt, daß die Knochen der Thiere rothgefärbt würden, wenn sie auch nur das Kraut, nicht einmal die Wurzeln, genössen, wie man solches in dem gekochten Fleische be merke. Die erste Ausgabe dieses Buchs ist von 1559 in 8, aber diese soll nur aus zwey Büchern bestehn, und wird also jene Nachricht noch nicht haben. Die zwote Ausgabe aber von 1564. 8, die aus vier Büchern besteht, kan sie bereits haben (22). Hingegen das Buch des Mizaldus ist, so viel ich finden kan, zuerst zu Paris 1566. in 8 gedruckt worden; und hat zuerst nur neun Centurien gehabt. Von dem genanten Jahre ist auch die Dedication, welche ich vor meiner Ausgabe: Francof. 1559. in 12. finde. In demselbigen Abschnitte, wo er die Würkung der Färberröthe erzählt, beruft er sich einige mal auf Lemnius (23).

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